Sie saß mir gegenüber, die Hände verkrampft ineinander verschlungen, die Schultern hochgezogen wie ein Schutzschild. Nennen wir sie Anna. 42 Jahre alt, Mutter, berufstätig, nach außen stark. Innen erschöpft, leer und voller Schmerzen, besonders im Rücken und im Solarplexus. Jede Berührung am Körper fühlte sich an wie ein Erinnern an etwas, das sie längst verdrängt hatte.
Sie sagte zu mir: „Ich funktioniere nur noch. Mein Körper tut weh, aber es ist, als wäre der Schmerz nicht nur körperlich. Es fühlt sich an, als würde etwas in mir schreien, aber keiner hört es.“
Ich bat sie, sich auf die Liege zu legen, und begann sanft mit der Hypnose, eine Reise nach innen, dorthin, wo der Verstand nicht mehr alles kontrolliert.
Ihr Atem wurde ruhiger, weicher. Ihre Gesichtszüge entspannten sich. Ein inneres Bild tauchte auf, ein kleines Mädchen, barfuß, mit verschränkten Armen, allein in einem dunklen Raum. Es weinte nicht, es war still, viel zu still. Die Stille der Kinder, die gelernt haben, dass niemand kommt, egal wie laut sie rufen.
Ich sprach leise zu ihr: „Geh zu diesem Kind. Du bist erwachsen jetzt. Du kannst für sie da sein.“
Sie begann zu weinen. Still zuerst, dann tief, wie aus dem Bauch heraus. „Sie sagt, niemand schützt sie“, flüsterte Anna.
Behutsam führte ich sie dahin, dieses Kind an die Hand zu nehmen. Nicht mit Worten, sondern mit Gefühl. Wärme, Verständnis und Zuwendung. Ich erinnerte sie daran, dass Heilung nicht bedeutet, dass alles sofort gut wird, sondern dass endlich jemand bleibt, wenn es weh tut.
Nach der Hypnose blieb sie noch eine Weile liegen. Kein Wort nur Tränen und ein tiefer, befreiter Atemzug.
In den Wochen danach veränderte sich etwas. Die Rückenschmerzen wurden weniger. Sie hörte auf, ständig alles zu schaffen. Sie begann Grenzen zu setzen erst leise, dann klar. Und das kleine Kind in ihr bekam einen Platz, nicht mehr im Dunkeln, sondern in ihrem Herzen.
Ab jetzt kümmerte sie sich täglich um das kleine Mädchen.
Beim letzten Termin sagte sie zu mir,
„Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich das Gefühl, bei mir angekommen zu sein.
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