Heilung durch Verbindung mit Bäumen

 

Wie die Verbindung mit Bäumen unser inneres System neu ordnet

Wenn ein Mensch sich einem Baum zuwendet, geschieht etwas, das auf den ersten Blick unsichtbar ist und doch weitreichend wirkt. Es ist keine Handlung, kein bewusster Prozess, sondern ein feiner, biologischer Gleichklang, der sich wie von selbst herstellt. In der Stille der Begegnung beginnt der Körper zu antworten. 

Die Nähe zu einem Baum verändert die Art, wie unser Nervensystem Informationen verarbeitet. Der Körper registriert keine Gefahr, keine Forderung, kein Lärm. Die Berührung der Rinde, der Blick ins Laub, das Eintauchen in das stabile elektromagnetische Feld eines Baumes aktivieren unmittelbar den Parasympathikus, jenen Anteil unseres vegetativen Nervensystems, der für Regeneration, Beruhigung und Heilung zuständig ist. Besonders der ventrale Vagusnerv tritt in Resonanz. Er ist mit dem Herzen, dem Verdauungstrakt, dem Kehlkopf und dem inneren Sicherheitsgefühl verbunden. Wenn dieser Teil aktiviert wird verlangsamt sich der Puls und die Atmung vertieft sich. Die Stimme verändert sich und mit dieser Veränderung beginnt eine innere Neuordnung, die weit über das Nervensystem hinausgeht.

Auch das Lymphsystem reagiert. Die Lymphe ist unser innerer Fluss. Sie transportiert Immunzellen, reguliert Entzündungen, entsorgt Zellmüll. Doch sie braucht Impulse, um in Bewegung zu bleiben sanften Druck, Atem, Rhythmus. In der Nähe eines Baumes, wo sich die eigene Spannung zu lösen beginnt, setzt dieser Fluss wieder ein. Stagnation weicht, alte Ladungen, die der Körper gehalten hat, beginnen sich zu bewegen und das Gewebe atmet wieder.

Feine Kapillaren die kleinsten Gefäße in unserem System reagieren besonders empfindlich auf emotionale Zustände. Unter Stress ziehen sie sich zusammen. Das Blut wird zäh, die Versorgung der Zellen gestört. In der tiefen Entspannung, die durch den Kontakt mit einem Baum möglich wird, öffnen sich diese Gefäße wieder. Mikrozirkulation wird wiederhergestellt. Sauerstoff gelangt dorthin, wo zuvor Enge war. Zellkommunikation normalisiert sich. Man könnte sagen, die Zellen beginnen wieder miteinander zu sprechen.

Auch die Faszien, das Bindegewebe, das alles im Körper verbindet, reagieren auf diese Art von Präsenz. Sie speichern Bewegung, aber auch Emotion, Erinnerung, Schmerz. Ihre Sprache ist Schwingung. Jede Druckveränderung, jede Atemwelle, jeder Gedanke durchzieht sie. Im Kontakt mit einem Baum wird dieses System ruhig. Die Schwingung, die vom Baum ausgeht, konstant, langsam und tief überträgt sich auf das fasziale Netzwerk. Und dort, wo zuvor Unruhe oder Spannung gespeichert war, entsteht ein neues Gleichmaß. Ein Gefühl von ich bin gehalten entsteht.

Diese Prozesse sind keine Einbildung. Sie sind biologisch messbar und doch jenseits des Messbaren spürbar. Denn etwas anderes geschieht gleichzeitig. Die Zelle selbst antwortet, Zellmembranen reagieren nicht nur auf chemische Reize, sondern auf elektromagnetische Felder. Ein Baum erzeugt durch seinen Flüssigkeitstransport ein konstantes niederfrequentes Feld ganz ähnlich wie ein ruhiges, gesundes Herz. Wenn ein Mensch sich längere Zeit in diesem Feld aufhält, beginnt sein Zellsystem sich auf diese Ordnung einzuschwingen. Es entsteht eine Resonanz. Zellspannung, Membranpotenziale, Ionenkanäle all das reagiert auf Frequenz. Heilung beginnt nicht, weil man sich dafür entscheidet, sondern weil der Körper erkennt das hier etwas stimmt, er loslassen kann. Hier kann er sich daran erinnern wie sich lebendige Ordnung anfühlt.

Was im Wald geschieht, kann auch im inneren Raum erlebt werden wenn das Erleben wirklich gefühlt wird. Im katathymen Bilderleben, einer tiefen Form der inneren Imagination, entfaltet sich diese Verbindung nicht als Vorstellung, sondern als gelebte innere Realität. Der Mensch begegnet hier nicht einem Baum, sondern seinem Baum  dem Baum, den sein Unterbewusstsein ihm zeigt. Es ist kein Zufallsbild, sondern eine energetische Antwort. Die Form, die Farbe, der Zustand des Baumes sind Spiegel innerer Prozesse.

Und während der Körper in Ruhe liegt, beginnt in der Tiefe eine Reise, die den Klienten nicht nur berührt, sondern durchdringt. Es ist nicht mehr das Denken, das den Weg bestimmt es ist das Fühlen. Der Mensch sieht nicht nur den Baum. Er geht in ihn hinein. Wird Teil seines Stammes. Spürt seine Wurzeln tief im Boden. Fühlt, wie weit sich seine Krone in den Himmel streckt. Der Körper wird weit, das Nervensystem reguliert sich, das Zellgedächtnis wird geöffnet.

In diesem Zustand tief verbunden, offen, geschützt können sich energetische Muster zeigen, die bisher unbewusst waren. Der Baum verändert sich vielleicht. Eine Wurzel fault, ein Ast bricht, der Stamm ist hohl oder trägt eine Wunde. Und statt das zu vermeiden, geschieht im katathymen Raum genau das Gegenteil: Der Mensch fühlt bewusst, was sich nicht gut anfühlt. Und durch dieses bewusste Fühlen, in Sicherheit und mit Begleitung, beginnt sich das Bild zu verändern. Der Ast wächst nach, die Wunde heilt, die Wurzeln greifen tiefer.

Die innere Ordnung wird nicht erschaffen sie wird erinnert. Und in diesem Erinnern geschieht Wandlung. Der Klient wird zu dem, was er sieht. Und der Körper der nicht unterscheidet zwischen Vorstellung und Realität beginnt sofort zu antworten. Muskeltonus verändert sich. Tränen fließen. Die Atmung vertieft sich. Manchmal löst sich ein uralter Druck in der Brust, den der Mensch nie in Worte fassen konnte.

Diese Erfahrung ist oft intensiver als reale Naturbegegnung weil sie aus dem Innersten kommt. Aus dem Ort, an dem keine Masken sind, keine Rollen, keine Kontrolle nur Empfindung und nur Begegnung. Wenn ein Mensch in dieser Tiefe mit einem Baum verbunden war ob im Außen oder im Innen bleibt eine neue Schwingung, eine andere innere Haltung, eine Ahnung von etwas Größerem, das ihn trägt.

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