
Im Sommer zeigt sich das kleine Herz ganz groß. Es ist die Jahreszeit der Freude, der Offenheit, der Neugier. Kinder blühen auf, wenn die Sonne scheint, sie lachen mehr, rennen mehr, entdecken mit leuchtenden Augen jeden Käfer, jede Blume, jede Pfütze. Ihre Energie sprudelt, fast unerschöpflich, und das ist wunderschön mit anzusehen. Und genau darin liegt auch eine Herausforderung.
In der TCM gehört der Sommer zum Feuerelement. Dieses Element steht für Lebendigkeit, Ausstrahlung, Begeisterung aber auch für das Herz und den Dünndarm als zugeordnete Organe. Es geht nicht nur um das physische Herz, sondern vor allem um das „Herz-Geist-Bewusstsein“ den Shen, der für Klarheit, innere Ruhe und die Fähigkeit zu echter Verbindung steht. Und diesen Shen gilt es bei kleinen Kindern besonders zu behüten.
Wenn das Feuer zu stark lodert durch zu viele Reize, zu wenig Pausen, zu viele Süßigkeiten oder übermäßige Hitze dann schlägt die Lebensfreude leicht um in Unruhe. Dann werden Kinder zappelig, schlafen schlecht, sind schnell überreizt oder plötzlich überempfindlich. Manche weinen scheinbar grundlos, andere werden aggressiv oder ziehen sich zurück. Das ist kein Fehlverhalten sondern ein Zeichen dafür, dass ihr inneres Feuer nicht mehr gut gebunden ist.
Ich beobachte oft in meinen Beratungen, Kinder brauchen im Sommer nicht „mehr“ sondern etwas anderes. Nicht noch ein weiteres Highlight, sondern jemanden, der mit ihnen Barfuß läuft. Nicht das nächste Eis, sondern eine sanfte Suppe am Abend. Nicht neue Spiele, sondern eine achtsame Begleitung, die sagt: „Ich sehe dich.“
Mit der TCM können wir genau da ansetzen, wir unterstützen die Kinder nicht, indem wir das Tempo erhöhen, sondern indem wir ihnen helfen, ihre Mitte zu bewahren. Die Milz, als Zentrum des Qi-Aufbaus braucht weiterhin regelmäßige, warme Mahlzeiten. Das Herz als König des Körpers braucht einen klaren, ruhigen Hofstaat, um gut regieren zu können. Das bedeutet weniger Bildschirmzeit, mehr Natur. Weniger Zucker, mehr wärmendes Qi. Weniger äußere Reize, mehr liebevolle Berührung.
Ein kleines Beispiel
Wenn ein Kind an einem heißen Sommertag mit hochroten Wangen und müdem Blick auf dem Spielplatz sitzt, braucht es kein kühles Eis. Es braucht Wasser vielleicht lauwarm, vielleicht mit ein paar Melissenblättern und eine liebevolle Hand, die es aus dem Trubel herausführt. Vielleicht sogar eine kleine Pause in deinem Schoß. Denn das ist es, was Herz-Qi nährt, echte Verbindung.
Kommentar hinzufügen
Kommentare