
Wenn ich mit einem Menschen mitfühle, wenn ich spontan gähne, weil mein Gegenüber es tut, oder wenn ich einem Kind beim Spielen zusehe und innerlich mitmache dann sind meine Spiegelneuronen aktiv. Sie sind wie kleine Resonanzkörper in meinem Gehirn, die erkennen, was andere tun, fühlen oder denken, und dieses Erleben innerlich spiegeln.
Diese Neuronen wurden in den 1990er-Jahren durch Zufall bei Affen entdeckt als Wissenschaftler feststellten, dass bestimmte Nervenzellen nicht nur aktiv wurden, wenn der Affe selbst eine Bewegung ausführte, sondern auch, wenn er sah, wie ein anderer Affe oder Mensch diese Bewegung machte.
Beim Menschen ist dieses System noch viel komplexer es vernetzt Bewegung, Sprache, Empathie und sogar das Verständnis von Absichten. Spiegelneuronen sind also eine biologische Grundlage für Mitgefühl, soziales Lernen und die Fähigkeit, uns in andere hineinzuversetzen.
Besonders bei Babys und kleinen Kindern spielen Spiegelneuronen eine zentrale Rolle. Ich beobachte es oft bei meinen Klientinnen, wie feinfühlig und schnell Kinder reagieren, ein Lächeln wird sofort erwidert, eine angespannte Stimmung sofort übernommen.
Kinder lernen nicht durch Worte, sondern durch Beobachtung und Nachahmung. Schon in den ersten Lebensmonaten beginnt ein Baby, Gesichtsausdrücke, Stimmungen und Bewegungen der Bezugspersonen zu erfassen und innerlich zu kopieren. Die Spiegelneuronen ermöglichen es ihm, sich mit der Welt zu verbinden, nicht über kognitive Erklärungen, sondern durch gelebte Resonanz.
Deshalb ist es so wichtig, wie wir als Erwachsene mit unseren eigenen Gefühlen umgehen. Kinder spüren nicht, was wir sagen, sondern wie wir sind. Ein liebevoller Blick, ein mitfühlendes Herz, eine achtsame Berührung, all das wirkt tief und prägend auf das Nervensystem eines Kindes.
Spiegelneuronen in der Erziehung – Chance oder Gefahr?
Ich sage oft in meinen Seminaren: Kinder machen nicht, was wir sagen, sie machen, was wir tun. Genau hier wirken die Spiegelneuronen als natürliche Lehrer. Wenn ein Kind sieht, wie ich ruhig mit Stress umgehe, lernt es, dass Regulation möglich ist. Wenn ich wütend reagiere, lernt es, dass Aggression ein Weg ist, mit Konflikten umzugehen.
Das bedeutet auch, Erziehung beginnt immer bei mir selbst. Nicht mit Kontrolle, sondern mit Bewusstheit. Spiegelneuronen zeigen uns, wie eng alles verbunden ist, wie das Verhalten eines Menschen ein anderes Nervensystem direkt beeinflusst.
Heilung durch Resonanz
Ich erlebe in meiner Arbeit mit Hypnose und Energiearbeit oft, dass ein sicherer Raum, in dem echte Präsenz stattfindet, schon ein Heilraum ist. Unsere Spiegelneuronen nehmen diese Sicherheit wahr. Das Nervensystem kommt zur Ruhe. Alte Muster, die sich durch toxische Prägungen eingebrannt haben, beginnen sich zu lösen, nicht über den Kopf, sondern durch gelebte Erfahrung.
Und das gilt auch für mich selbst: Wenn ich mich mit Menschen umgebe, die in sich ruhen, die Mitgefühl leben, dann spürt mein System das. Und fängt an, selbst zu heilen.
Spiegelneuronen erinnern mich daran, dass Entwicklung durch Beziehung geschieht. Dass jedes Lächeln, jede Geste, jede stille Präsenz eine Botschaft sendet. Und dass wir alle, ob bewusst oder unbewusst ständig Lehrer füreinander sind. Besonders unsere Kinder.
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